Samstag, 4. August 2012

Saimaa Wasserwanderung Geburtstagswünsche (30.-31.7.2012)

Nach der kleinen Pause geht es mit gesammelten Kräften weiter auf die Suche nach MEINER einsamen Insel. Die Hoffnung habe ich immer noch nicht aufgegeben und da ich morgen Geburtstag habe gebe ich mein Bestes mir diesen Wunsch zu erfüllen, selbst ist die Frau. Das Wetter ist recht rauh und ich mache mich auf den Weg nach Oravi. Der nächstgelegene Hafen, in dem ich mich dann entscheiden kann ob ich noch in den anderen Nationalpark "rüber mache" oder mich auf den Linnansaari Kansallipuisto beschränke. Auf der Rückseite meiner Karte ist der andere Park abgebildet, leider fehlen etwa drei Zentimeter auf dem Papier, die die beiden Nationalparks miteinander verbinden... Wirklich gut durchdacht das Kartenmaterial. So verkauft man einfach viel mehr...extrem geschäftstüchtig für die einen, extrem ärgerlich für mich. Aber vielleicht kann ich in Oravi ja ein paar Tips abgreifen und den Trip entsprechen weiter verplanen. Denn in diesem Gewirr von grünen Inseln umherzuirren ohne Karte und roten (bzw. blauen) Faden wäre wohl der sichere Untergang. 



Die Welle ist inzwischen recht hoch, gerade auf den größeren Flächen auf denen der Wind genug Anlauf nehmen kann um seine volle Kraft zu entfalten wird es etwas beängstigend. Zum Glück habe ich die Spritzdecke heute morgen wohlweislich aufgezogen. In Oravi angekommen treffe ich auf andere Paddler mit denen ich ein paar Informationen über schöne Plätzchen austausche und gönne mir ein leckeres, völlig überteuertes Bier sowie eine Riesenpizza. Es gibt auch einen winzigen Shop in dem ich meine Vorräte um ein weiteres Porridge ergänze. Nach kurzer Überlegung fahre ich dann weiter, allerdings nicht in den anderen National-Park sondern in Richtung Iso Tuunas. Der kleine Kanal vor dem Hafen erweist sich auf dem Rückweg als noch tückischer als bei der Anfahrt, aber da muss ich dann jetzt wohl mal durch. Ich habe meine Ausrüstung um die Schwimmweste ergänzt, nachdem ich ein paar kibbelige Situationen bei der Auffindung der winzigen Einfahrt nach Oravi nur mit Schrecken überstanden hatte. Die Peilung geht gen Süd-Westen und das Wetter auf dem See ist mir inzwischen recht feindlich gesonnen, auch wenn nach wie vor die Sonne scheint. Riesen Welle aufgrund von Stürmischen Böen, Adrenalin pur, hatte ich mir aber trotzdem irgendwie anders vorgestellt. Nicht schön. Aber da muss man durch, denk ich mir so. In meinem "fast Alter" muss das doch gehen. Nach zwanzig Minuten bin ich total abgekämpft, aber Umdrehen ist nicht. Ich traue mich inzwischen aber auch schon nicht mehr nach hinten zu gucken, wenn der Rückweg kürzer gewesen wäre hätte ich bestimmt gekniffen. Also Zähne zusammen beissen und weiter... In solchen Situationen denke ich mir immer, was wäre das schlimmste was pasieren könnte, aber ausser nass werden fällt mir nichts ein, also kein Grund schlapp zu machen. Aus gegebenem Anlass entfällt für diesen Teil der Reise die Fotodokumentation... Mir fällt ein großer Stein vom Herzen als ich im Windschatten von Louhisaaret ankomme. Puh, überlebt, war doch gar nicht so schlimm. Die Insel ist natürlich schon bewohnt und ich fahre übermütig weiter zur nächsten Unterkunft. Die Arme inzwischen Gummi, aber was tut man nicht um sich seine Wünsche zu erfüllen. Meine Ausdauer wird schließlich belohnt. Eine einsame Insel, ganz für mich allein.


Und dazu noch so eine hübsche. In aller Ruhe schaue ich mich um und suche mir das schönste Plätzchen für mein Zelt. In der ferne rauscht ein Motorboot vorbei, wie lauschig...rauscht vorbei...rauscht vorbei...kommt näher, näher, näher...legt an, oh nein. Ade meine einsame Insel, es war schön mit dir, wenn auch nur kurz. Dafür aber intensiv. Es legt ein kleines Boot an, und dann springen drei dunkle Gestalten von Bord. Halt, nein, es sind vier.

Nach dem miesen Wellengang hätte ich nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden kann, aber es geht eben doch immer noch schlimmer. Der eine mit Sonnenbrille, der nächste mit Bart und Tattoo und der dritte redet nicht viel. Oh Hilfe ich krieg Schiss. Und mittendrin ein kleines Persönchen mit rotem Haar und roter Mütze. Das kriege ich auf die schnelle nicht sortiert. Nach etwa zweieinhalb Minuten stellt sich breits heraus, was für eine witzige kleine Dame da mit ihrer Entourage angereist ist. Sie heisst Päivi und wir verstehen uns auf Anhieb ganz toll. Die vier packen ein großes Picknick aus und nachdem Päivi ihren Bruder verdonnert hat mir beim Zeltaufbau zu helfen sitzen wir innerhalb kürzester Zeit gemeinsam um den Tisch beim Lagerfeuer. 



Wir reden ununterbrochen und erzählen und erzählen. Päivi spricht absolut fließendes Englisch und es ist wieder mal erstaunlich wie aufgeschlossen und kommunikativ die Finnen sind. Passt gar nicht zu dem was man so über die Sparsamkeit an Worten der Finnen gehört hat. Es ist ein großartiger Abend mit tollem Sonnenuntergang und einem wunderschönen Mond. Wir sitzen bis spät in meinen Geburtstag hinein am Feuer und ich freue mich sehr, dass meine einsame Insel gar nicht mehr so einsam ist. Ich hätte mir keine bessere Gesellschaft wünschen können. Päivi bringt ganz ohne Mühe immer wieder eine Saite in mir zum klingen, fast schon etwas unheimlich. Aber auch sehr schön.




 Was für ein toller Geburtstagsauftakt und so gänzlich unerwartet. Danke





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