Sonntag, 12. August 2012

Viru Folk Festival - Käsmu rockt (10.-12.8.2012)

Ach wie schön ist es wieder da zu sein. Mein Tallinn, ich hab Dich zurück, oder Du mich? Hast Du mich auch so sehr vermisst wie ich Dich? Endlich wieder Käsechips bis zum abwinken, Mahe Kurk und bezahlbares Bier, ganz ohne Spritgeschmack. Das sind die besten Aussichten.

Am Fährhafen wartet Ivica schon auf mich und darauf, dass ich sie einsammel und mit nach Vösu nehme. Bevor wir Heim fahren gehen wir aber noch in meinen Lieblingssupermarkt in Pirita und ich decke mich mit allem ein was ich die letzten drei Wochen so schmerzlich vermisst habe.



Das folgende Viru Folk Festival war ein toller Spass. Drei Tage lang verschiedene nationale und internationale Künstler die auf den im ganzen Ort verteilten Bühnen Musik machen. Dazu herrliches Wetter und viele nette Menschen die den Sommer genießen so lange er dauert. Ich komme sogar zum Tanzen in Tansklubi, Volkstanz par excellance. Es kümmert zum Glück niemanden, dass ich es eigentlich gar nicht richtig kann. Und so fahre ich erst im Morgengrauen wieder nach Hause. Eine großartige Nacht.



Zum Abend wieder ein ganz spezielles Sonnenunter- gangsszenario. Dieser Ort hat wirklich eine besondere Energie, sogar Marineschiffe leuchten hier gülden.

Donnerstag, 9. August 2012

Savonlinna - Kotka - Helsinki (3.8.-9.8.12)

Heute geht es nach Savonlinna. Die Umstellung vom Wasserwandermodus auf Campingplatz ist nicht ganz einfach. Plötzlich wieder so viele Leute und an Bewegung mangelt es auch sofort. Der Campingplatz von Savonlinna ist groß und ordentlich, aber irgendwie recht unpersönlich. Dafür habe ich -zumindest bei der Rezeption- endlich wieder Internet. Ist schon krass wie abhängig man ist. Ich mache also den ganzen Tag gar nichts ausser Heimreiseverbindungen und E-Mails checken. Am Vorabend war ich mit Pia und Thomas zu einem Ausflug in der Stadt und wir waren sehr lecker essen. Das sollte man in Finnland allerdings nicht zu häufig machen, es ist furchtbar teuer. Aber es war auch sehr lecker und damit sein Geld wert. Und mal wieder am Tisch sitzen, und dann auch noch bedient werden, hinterher nicht zum Küchenhaus laufen und abspülen müssen. Da werden Träume wahr...




Am nächsten Tag, die Heidelberger sind abgereist, hänge ich den ganzen Tag in den Seilen und finde heraus, dass die Fähre von Finnland nach Deutschland um die 900,- Euro kosten soll. Das ist mir mal 'ne ganze Ecke zu teuer. Als Alternative fällt mir ein, dass ich ja über das Baltikum und dann per Fähre von Lettland Heim fahren kann. Preislich wird das wohl um einiges billiger. Innerhalb eines Tages ist der neue Plan geschmiedet und eingetütet. Die Fähre nach Tallinn ist für den 9. August gebucht. Ich verabrede mich mit Ivica für das Viru Folk Festival das drei Tage lang Käsmu rockt und mache mich langsam auf den Weg nach Helsinki. Insgesamt habe ich knapp 1000 Kilometer auf Finnlands Strassen verbracht. Im Vergleich zu dem was im Baltikum an Infrastruktur vorhanden war ein Spaziergang. Auf weiten Teilen der Strecke konnte ich sogar CD hören, ohne dass sie ständig gesprungen ist. Im Baltikum geht das nur wenn man den Wagen irgendwo abstellt.




Ein Zwischenstop auf dem Weg nach Helsinki führt mich nach Kotka. Leider werde ich auch mit dieser Stadt nicht richtig warm. Alles sehr ordentlich, fast steril, zu perfekt. Die Leute in Finnland fand ich allesamt überdurchschnittlich nett, die Natur war mehr als grandios, aber mit den Städten und mir, das wird nix mehr. Ich bleibe über Nacht auf dem recht teuren Campingplatz und geniesse den Nieselregen, denn ich hab nicht den Stress irgendwas tolles machen zu müssen wenn das Wetter mies ist. Leider ist auch hier der Internetzugang im Womo nur begrenzt nutzbar. Im Vergleich zu seinen kleinen Nachbarn im Baltikum fällt Finland, was die Bereitstellung von Internet und Wifi angeht, in der Tat stark ab. Damit einher geht natürlich ein immer größer werdendes Loch im Blog... was ich verzweifelt versuche zu stopfen...




In Helsinki habe ich zwei weitere Tage eingeplant und ich schaue mir die Stadt mal unverbindlich an. Aber richtig Lust habe ich nicht und damit bleiben mir wahrscheinlich die interessanten Sehenswürdigkeiten verborgen. Ich freue mich auf Estland und auf bekannte Gesichter, die Woche vergeht schnell und am 9. August befahre ich die Fähre die mich zurück nach Tallinn bringt.

Samstag, 4. August 2012

Wasserwanderung - Alles hat ein Ende (2.8.-3.8.2012)

Da ist sie nun die letzte Etappe. 
Die Vorräte reichen noch genau für eine weitere Übernachtung, dann ist das Wasser alle und das Essen verfuttert. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so lange draussen bleibe. Aber es war einfach durchweg schön, kein Grund nach Hause zu fahren. Zum Abschluss habe ich mir nochmal die Insel vorgenommen, die der Inhaber des Hüttenhotels als besonders schön empfohlen hatte. Der Weg ist nicht sonderlich weit und ich erreiche den Platz bereits gegen frühen Nachmittag. Ich nutze den Tag um mir noch einen schönen Sonnenbrand aufzuhalsen und geniesse die Zeit, die ich alleine auf der Insel verbringe. Inzwischen bin ich ja immerhin so schlau nicht mehr anzunehmen, dass es so bleiben könnte. 



Und in der Tat... gegen nachmittag erscheinen die beiden Zwickauer mit ihrem gelben Plastikbomber in meiner Postkarten-Idylle. Ich versuche noch sie mit ein paar freundlichen oder auch nicht so freundlichen Worten zu vertreiben, aber sie bleiben hartnäckig und wolen nicht wieder weg. Ist aber auch zu schön hier. Und wie es dann ja immer so ist, tauscht man sich aus, unterhält sich fantastisch und hat einen prächtigen gemeinsamen Abend. Ein schöner Abschluss meiner Tour. Ich bekomme am nächsten morgen sogar noch meine Isomatte repariert, denn inzwischen ist es amtlich und getestet, das Ding ist nicht nur sperrig und eine große Nervensäge, es ist auch seit drei Tagen kaputt. Ich bin zwar froh, dass wir sie noch wiederbeleben können, aber ich habe nun endlich einen trifftigen Grund eine neue Isomatte käuflich zu erwerben.

Wir verquatschen den nächsten halben Tag und um eins sind wir dann alle endlich reisefertig. Das war ein schöner Abschluss für die Reise. Das letzte Knäckebrot ist geknabbert, das letzte Trinkwasser in Kaffee verwandelt, es ist Zeit nach Hause zu fahren. Nach etwa drei Stunden komme ich wieder beim Womo an. Ich bin sehr froh es wieder zu sehen, und freue mich noch viel mehr darüber, dass ich heute nacht endlich mal wieder einfach nur ins Bett gehen kann. Als erstes melde ich mich an der Rezeption zurück und kaufe ein kaltes Bier. Hmmm. Die Klamotten kommen allesamt in Quarantäne und gehen von dort aus direkt in die Waschmaschine. Alles schrecklich verräuchert und schmutzig. Dann werden Haare gewaschen und es gibt endlich eine ausgiebige warme Dusche. Schön wenn so etwas einfaches plötzlich zur absoluten Glückseeligkeit führen kann. Nun noch das Boot noch auf dem Dach verstauen und alles soweit reisefertig machen, dass ich morgen weiter fahren kann. Das nächste Ziel ist Savonnlinna.

Saimaa Wasserwanderung Tag 5-7 (31.7.-2.8.2012)

Nachdem meine Geburtstagsgäste abgereist sind, hänge ich aufgrund der Wetterlage noch ein bisschen im Zelt rum, als wieder ein Boot anlegt. Diesmal ein einsamer Nationalparkranger. Hatte er eine rote Badehose an? Leider nein, aber sie hätte ihm bestimmt gut gestanden. Aber wenn ich es genauer betrachte musste er sich wohl noch nicht mal regelmässig rasieren. Etwas zu jung für meinen Geschmack, etwas. Er nötigt mir einen "kleinen" Umfragebogen über die Ausstattung und den Zustand der Biwakplätze im Nationalpark auf, der sich dann als vierseitiges Pamphlet erweist. Ich mach mir die Mühe, aber nachdem ich dann schon mal aufgestanden bin packe ich meinen Hausstand zusammen und mache mich auf den Weg. Er hatte mich vor einem der auf der Karte vermerkten Plätze gewarnt, der aufgrund des hohen Wasserstandes überflutet war und somit ist das nächste Ziel der Reise Mäntyluoto. Merkt euch die Namen gut, ich werde sie abfragen wenn ich wieder daheim bin ;o)

Da der gestrige Tag seine Spuren hinterlassen hat, sowohl körperlich als auch katerlich, gehe ich den Tag ruhig an und setze eine kurze Tagesetappe an. Das Wetter hat sich gebessert und es besteht Aussicht auf ein bisschen in der Sonne rumfaulenzen. Als ich in der geschützen Bucht ankomme befinden sich lediglich zwei große Motorboote mit überschaubarer, verrenteter, finnischer, nicht englisch sprechender Fracht auf der Insel. Also fast einsam, auch gut. Plätze für die Zelte gibt es oben auf dem Berg, alles in allem ein sehr schöner Platz zum Verweilen. Also kurzerhand angelegt und die Sachen auf den Berg geschleppt. Es dauert nicht lange, da treffen meine Geburtstagsgäste ein. Nicht dass ich sie eingeladen hätte... aber sehr schnell wird mir ein frisch gefischter Fisch als Präsent angeboten. Was für ein Zufall... Bei meinen Gästen handelte es sich um zwei Familien mit ihren Kinder aus dem Süden der Republik.

Wir haben jede Menge Spass und ich bekomme sogar noch ein echtes Geburtstags- geschenk, eine Flasche Rotwein. Sehr lecker nach der langen Abstinenz. Hier lerne ich nun auch endlich Holzhacken. Das hab ich mich irgendwie immer nicht so richtig getraut, aber Thomas hat es mir gezeigt und seitdem geht es gar nicht mehr ohne. Das bringt den Kreislauf ordentlich in Schwung. Damit hat sich das morgendliche Ritual etwas erweitert. Ich sammle also nicht mehr nur Beeren, sondern ich hacke auch noch Holz und mache Feuer für das Kaffeewasser. Das ist eine sehr entspannende Lebensweise. Man muss gar nicht mehr soviel nach- denken, man ist schließlich rundum beschäftigt. Spass macht das aber auch nur solange man die Nahrungsmittel nicht zum Einwintern und Überleben sammeln muss. Der nächste Tag glänzt nicht mit dem besten Wetter und da wir viel Spass miteinander hatten beschliessen wir noch eine Nacht dran zu hängen. Ich nehme mir vor den Aussichts- punkt nun doch noch zu erklimmen und im Anschluss zum warm bleiben die Linnansaari Insel zu umrunden. Danach ein Bad in einer Felsbadewanne und zum Abenbrot gibt es dann Fisch.




Saimaa Wasserwanderung Geburtstagswünsche (30.-31.7.2012)

Nach der kleinen Pause geht es mit gesammelten Kräften weiter auf die Suche nach MEINER einsamen Insel. Die Hoffnung habe ich immer noch nicht aufgegeben und da ich morgen Geburtstag habe gebe ich mein Bestes mir diesen Wunsch zu erfüllen, selbst ist die Frau. Das Wetter ist recht rauh und ich mache mich auf den Weg nach Oravi. Der nächstgelegene Hafen, in dem ich mich dann entscheiden kann ob ich noch in den anderen Nationalpark "rüber mache" oder mich auf den Linnansaari Kansallipuisto beschränke. Auf der Rückseite meiner Karte ist der andere Park abgebildet, leider fehlen etwa drei Zentimeter auf dem Papier, die die beiden Nationalparks miteinander verbinden... Wirklich gut durchdacht das Kartenmaterial. So verkauft man einfach viel mehr...extrem geschäftstüchtig für die einen, extrem ärgerlich für mich. Aber vielleicht kann ich in Oravi ja ein paar Tips abgreifen und den Trip entsprechen weiter verplanen. Denn in diesem Gewirr von grünen Inseln umherzuirren ohne Karte und roten (bzw. blauen) Faden wäre wohl der sichere Untergang. 



Die Welle ist inzwischen recht hoch, gerade auf den größeren Flächen auf denen der Wind genug Anlauf nehmen kann um seine volle Kraft zu entfalten wird es etwas beängstigend. Zum Glück habe ich die Spritzdecke heute morgen wohlweislich aufgezogen. In Oravi angekommen treffe ich auf andere Paddler mit denen ich ein paar Informationen über schöne Plätzchen austausche und gönne mir ein leckeres, völlig überteuertes Bier sowie eine Riesenpizza. Es gibt auch einen winzigen Shop in dem ich meine Vorräte um ein weiteres Porridge ergänze. Nach kurzer Überlegung fahre ich dann weiter, allerdings nicht in den anderen National-Park sondern in Richtung Iso Tuunas. Der kleine Kanal vor dem Hafen erweist sich auf dem Rückweg als noch tückischer als bei der Anfahrt, aber da muss ich dann jetzt wohl mal durch. Ich habe meine Ausrüstung um die Schwimmweste ergänzt, nachdem ich ein paar kibbelige Situationen bei der Auffindung der winzigen Einfahrt nach Oravi nur mit Schrecken überstanden hatte. Die Peilung geht gen Süd-Westen und das Wetter auf dem See ist mir inzwischen recht feindlich gesonnen, auch wenn nach wie vor die Sonne scheint. Riesen Welle aufgrund von Stürmischen Böen, Adrenalin pur, hatte ich mir aber trotzdem irgendwie anders vorgestellt. Nicht schön. Aber da muss man durch, denk ich mir so. In meinem "fast Alter" muss das doch gehen. Nach zwanzig Minuten bin ich total abgekämpft, aber Umdrehen ist nicht. Ich traue mich inzwischen aber auch schon nicht mehr nach hinten zu gucken, wenn der Rückweg kürzer gewesen wäre hätte ich bestimmt gekniffen. Also Zähne zusammen beissen und weiter... In solchen Situationen denke ich mir immer, was wäre das schlimmste was pasieren könnte, aber ausser nass werden fällt mir nichts ein, also kein Grund schlapp zu machen. Aus gegebenem Anlass entfällt für diesen Teil der Reise die Fotodokumentation... Mir fällt ein großer Stein vom Herzen als ich im Windschatten von Louhisaaret ankomme. Puh, überlebt, war doch gar nicht so schlimm. Die Insel ist natürlich schon bewohnt und ich fahre übermütig weiter zur nächsten Unterkunft. Die Arme inzwischen Gummi, aber was tut man nicht um sich seine Wünsche zu erfüllen. Meine Ausdauer wird schließlich belohnt. Eine einsame Insel, ganz für mich allein.


Und dazu noch so eine hübsche. In aller Ruhe schaue ich mich um und suche mir das schönste Plätzchen für mein Zelt. In der ferne rauscht ein Motorboot vorbei, wie lauschig...rauscht vorbei...rauscht vorbei...kommt näher, näher, näher...legt an, oh nein. Ade meine einsame Insel, es war schön mit dir, wenn auch nur kurz. Dafür aber intensiv. Es legt ein kleines Boot an, und dann springen drei dunkle Gestalten von Bord. Halt, nein, es sind vier.

Nach dem miesen Wellengang hätte ich nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden kann, aber es geht eben doch immer noch schlimmer. Der eine mit Sonnenbrille, der nächste mit Bart und Tattoo und der dritte redet nicht viel. Oh Hilfe ich krieg Schiss. Und mittendrin ein kleines Persönchen mit rotem Haar und roter Mütze. Das kriege ich auf die schnelle nicht sortiert. Nach etwa zweieinhalb Minuten stellt sich breits heraus, was für eine witzige kleine Dame da mit ihrer Entourage angereist ist. Sie heisst Päivi und wir verstehen uns auf Anhieb ganz toll. Die vier packen ein großes Picknick aus und nachdem Päivi ihren Bruder verdonnert hat mir beim Zeltaufbau zu helfen sitzen wir innerhalb kürzester Zeit gemeinsam um den Tisch beim Lagerfeuer. 



Wir reden ununterbrochen und erzählen und erzählen. Päivi spricht absolut fließendes Englisch und es ist wieder mal erstaunlich wie aufgeschlossen und kommunikativ die Finnen sind. Passt gar nicht zu dem was man so über die Sparsamkeit an Worten der Finnen gehört hat. Es ist ein großartiger Abend mit tollem Sonnenuntergang und einem wunderschönen Mond. Wir sitzen bis spät in meinen Geburtstag hinein am Feuer und ich freue mich sehr, dass meine einsame Insel gar nicht mehr so einsam ist. Ich hätte mir keine bessere Gesellschaft wünschen können. Päivi bringt ganz ohne Mühe immer wieder eine Saite in mir zum klingen, fast schon etwas unheimlich. Aber auch sehr schön.




 Was für ein toller Geburtstagsauftakt und so gänzlich unerwartet. Danke





Saimaa Wasserwanderung Finnland 2.-3. Tag (28.-30.7.2012)

Die erste Nacht habe ich gut überstanden und mich erwartet Sonnenschein zum Frühstück. Dazu einen Kaffe und zwei Bananen, wir sparen von Anfang an an den Essensrationen. Vorm Frühstück packe ich noch meinen Kram zusammen und baue das Zelt ab, dann kann ich den Tag und das Frühstück entspannter angehen. Ich starte also mit meiner Lieblingsbeschäftigung. Die beknackte Isomatte entleeren und verstauen. Ich hasse es...



Bereits gestern abend habe ich leider mit Schrecken festgestellt, dass ich einen essentiellen Reisebegleiter zu Hause vergessen habe. Da das zum Glück fast auf dem Weg liegt führt meine Route erstmal zurück zum Womo, denn eine ganze Woche ohne Zahnbürste ist absolut indiskutabel. So kann ich auch gleich prüfen ob ich den Heimweg überhaupt finden kann. Notfalls hätte ich ja noch Proviant ihn sieben Tage zu suchen.









Mein heutiges Tagesziel ist die Linnensaari Insel. Es ist recht windig und das von vorne, aber der Weg ist ja das Ziel und ich bin nicht zum Kilometer machen unterwegs. Die Landschaft spricht für sich, für mich ein kleines Paradies. Weit und breit wieder keine Menschseele zu sehen. Das wird sich wohl spätestens gegen abend auf dem Zeltplatz ändern. Zehn Minuten nach meinem Eintreffen kommen auch meine beiden Freunde vom Ausgangs-Campingplatz an und wir schlagen unser Nachtlager auf. Am Abend sitzen wir zusammen mit ein paar freundlichen Finnen ums Lagerfeuer. Unter ihnen auch Timo, der gerade für vier Wochen zu Besuch in der Heimat ist. Er lebt und arbeitet seit acht Jahren in Bangkok. Als er das sagt kann ich sofort den thailändischen Singsang Tonfall aus seinem Englisch heraus hören. Es wird ein toller Abend, passend zum bezaubernden Sonnenuntergang.

Ich habe wie ein Baby geschlafen und bin etwas verwirrt als Astrid am nächsten morgen berichtet es hätte geschüttet wie aus Eimern und kräftig gedonnert. Da hab ich ja nichts wirklich wichtiges verpasst. Zum Frühstück gibt es das gute lettische Porridge und ich sammle mir eine große Hand voll Blaubeeren zusammen, die hier in rauhen Mengen den Boden bedecken. Sehr lecker, daran kann ich mich gewöhnen. Muss ich wohl auch, viel anderes zur Auswahl hab ich ja nicht dabei.

Der Tag scheint schlechtes Wetter zu bringen, zumindest macht es den Eindruck als würde sich ein Gewitter zusammen brauen. Es ist etwas schwül und ein paar neu angereist Segler haben sich aufgrund der Wetterlage extra in unserer geschützten Bucht verkrochen und teilen ihren Wetterbericht mit uns. Die Aussichten sind nicht allzu gut und Christoph und ich bauen einen kleinen Regenunterstand, damit wir den Tag nicht hockend im Holzlager verbringen müssen.








Aber ausser ein paar kleinen Schauern, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, passiert erstmal nicht viel. Trotzdem haben wir alle beschlossen das Gewitter abzuwarten und kommen zu dem Schluss, dass wir eine Nacht dran hängen. Bei Gewitter auf dem Wasser ist wirklich nix was man haben muss. Und die Anlegestellen sind ja doch abgezählt, sodass man im Notfall eben nicht irgendwo mal schnell raus kann.

Auf der anderen Seite der Insel ist ein richtiger Campingplatz und da ich Bewegung brauche mache ich mich auf den Weg ein paar Bierdosen für uns drei zu erlegen. Nach einer knappen Stunde bin ich da. Die Preise ziehen mir die Schuhe aus, aber wer braucht schon Schuhe in einem Boot. Ich handle noch einen kleinen Rabatt raus und fahre mit fünf Bierdosen im Gepäck eine Stunde um die andere Seite der Insel zurück. Herrlich erfrischend so ein Bier bei den schwülen Temperaturen, zum Glück ist es noch kalt als ich ankomme. Das Gewitter ist irgendwie ausgeblieben und hat heisse Fönluft hinterlassen, aber es war trotzdem ein sehr schöner Tag.

Gegen abend fällt eine Horde verrückter Russen ein. Ich hatte sie bei meiner Inselumrundung bereits gesehen und angefangen zu beten, dass sie sich ein anderes Plätzchen zum übernachten suchen, aber ich hab wohl nicht genügend Inbrunst in meine Bitten gelegt... Sie reisen mit zwei Faltkatamaranen an, sowas hat die Welt noch nicht gesehen und ich ärgere mich gerade sehr, dass ich kein Foto geschossen habe. Die eine Hälfte ist eigentlich schon ziemlich voll als sie festmachen, die andere Hälfte bemüht sich redlich den Pegel einzuholen. Der eine hat eine Klampfe dabei und die andere kann nicht gut, aber dafür besonders laut singen, ein perfektes Duo!?! Es hätte so schön sein können.

Aber dafür war es witzig, sehr witzig. Gegen Mitternacht sitzen wir alle zusammen am Feuer und haben jede Menge Spass. Mittendrin statt nur dabei...die armen anderen Übernachter, also ohne mitmachen und hinterher Ohropax war das bestimmt eine ziemlich grauenhafte Nacht.

Tine, wo bist du jetzt...? (27.-28.7.2012)

Diese fünf Worte sollten für die nächste Zeit mein Mantra werden... Es gab kaum einen wachen Moment in den letzten acht Tagen, in denen ich mir diese Frage nicht gestellt hätte... Linnansaari Nationalpark Kajaking...super Idee...


Also das war so...

Als ich in Varkaus bezüglich meiner Wasserwandertour nicht fündig geworden bin habe ich mich in Richtung Südfinnland, Porosalmi, auf den Weg gemacht. Irgendwann kam ein Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz und ich bin einfach abgebogen um mir das genauer anzusehen. Ein sehr lauschiges Örtchen erwartet mich nach einer Fahrt auf drei Kilometern Schotterstrasse durch den Wald, das Rantasalmi Lymäkyla oder so ähnlich heisst. Dort habe ich die ersten Deutschen, die auch mit Kajak auf dem Dach reisen, getroffen. Nach dem Verlassen des Baltikums wurde die Anzahl der anzutreffenden Bundesbürger schon recht spärlich. Es verläuft sich wohl in den Weiten Finnlands doch etwas mehr.


Das Wetter ist klasse und nach dem Provianteinkauf ist für den Abend alles bereit zur Abreise in die Saimaa Seenlandschaft. Ausgelegt sind die Vorräte für 8 Tage, früher zurück kommen kann man ja jederzeit. Da es hier so lange hell ist lasse ich mir Zeit mit den Vorbereitungen und steche schließlich erst abends um sechs in See. Das Kajak ist vollgestopft bis unter den Rand und ich kriege es kaum ans Wasser, aber ich gehe davon aus, dass ich unterwegs nichts einkaufen kann, also muss ich alles mitschleppen was ich so brauchen könnte. Freundlicherweise haben mir meine Nachbarn den Bootswagen ausgeliehen, sonst hätte es nie geklappt.





Kaum fahre ich aus dem kleinen Sund, an dem der Campingplatz liegt, raus, breitet sich eine großartige Seen- und Inselwelt vor mir aus. Toll, endlich unterwegs und schon bald werde ich auf einer einsamen Insel mein Zelt aufschlagen. Fühlt sich sehr abenteuerlich und extrem verwegen an.



Als ich dann jedoch grad ein Stück aus der Bucht heraus gepaddelt bin erscheint ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Ich hab zwar eine gute Karte, aber dafür sieht alles um mich herum gleich aus, irgendwie. Grün und Insel... und Inseln und grün. Also peile ich erstmal die besonders sehenswerten Stellen an (denke ich) die man mir als Empfehlung mit auf den Weg gegeben hat, der Rest ergibt sich dann bestimmt von selbst.



Die Landschaft ist ein Traum, man kann es schwer beschreiben, man muss dabei gewesen sein. Dann will ich den ersten Übernachtungsplatz ansehen, der eine besonders tolle Aussicht haben soll und der ist gar nicht da wo ich ihn vermute... Lost, krass, und nun? Tine, wo bist du jetzt..? 


Nun denn, immer schön weiter paddeln, findet sich schon irgendwo ein Plätzchen zum schlafen. Nach ein bisschen suchen habe ich dann die Route wieder zu fassen gekriegt und erreiche recht erschöpft den ersten Biwakplatz. Rappelvoll, geht ja gar nicht. Wo zum Teufel kommen die alle her? Hier geht es schließlich um Abenteuer und einsame Inseln und so... Also weiter gepaddelt. Nächste Insel angepeilt. Irgendwo wird sich schon ein bisschen Einsamkeit finden lassen. Nur nicht zu schnell aufgeben.



Hirvisaari, der zweite Versuch, auch besetzt, Familie mit Kind und auf der anderen Inselseite ein weiteres Kajakpärchen am Feuer sitzend. Hier kann ich also auch nicht bleiben. Komisch, die ganze Zeit sieht man niemanden und dann sowas. Inzwischen bin ich echt fertig, sowohl körperlich als auch mit den Nerven. Ich will meine einsame Insel und ein bisschen Angst haben vorm einschlafen und zwar dalli. Aber auch Platz Nummer drei, Myhkyrä, ist bereits bewohnt. Inzwischen ist es nach zehn und es fängt an zu Dämmern. Ich hab keine Wahl, ich schlage meine Zelt auf und setz mich zu den Finnen ans Feuer. Deren Englisch ist nicht besonders flüssig, aber wir haben trotzdem viel Spass und um Mitternacht springen wir tatsächlich noch ins Wasser und schwimmen eine Runde. Man schlaf ich gut heute Nacht.


Freitag, 3. August 2012

Zivilisation

Sie hat mich zurück...

Ich bin heil und in einem Stück aus dem Linnansaari Nationalpark zurück gekommen. Wie erwartet...ausführliche Berichte gibt es später, jetzt muss ich mich erstmal wieder akklimatisieren.




Schön war es.

Danke an alle die an mich gedacht haben bzw. versucht haben mich zu erreichen. Ich konnte leider nicht telefonieren, da mein Handy die einzige Verbindung zur Außenwelt  war und ich den Akku schonen musste für den Fall der Fälle.


Aber wie gesagt, später mehr und ausführlicher.

xxx Tine