Eigentlich wollte ich ja eine nette kleine Bootstour auf einem verträumten masurischen See machen, aber als ich am Morgen wach werde, regnet es Bindfäden. Naja, denke ich mir, das wird bestimmt gleich besser. Etwa eine Stunde später wird mir klar, dass es alles, aber nicht besser wird. Schade drum, aber bei so ätzendem Wetter finde ich es reizvoller Kilometer zu machen, als Trübsal zu blasen. Und eigentlich wollte ich Polen ja sowieso nur schnell durchqueren... der Entschluss ist also schnell gefasst, es geht weiter Richtung Litauen.
Die Atmosphäre verändert sich in dem Moment in dem ich die Grenze zu Litauen überfahre. Wirklich merkwürdig, aber dieses Land hat eine ganz andere Ausstrahlung als Polen. Auch die Straßen sind hier besser. Liegt vielleicht daran, dass sie nicht so stark frequentiert sind. Das Land wirkt trotz aller Schönheit etwas verlassen und Menschen leer. Ich verbringe die erste Nacht am Vishtyneskoye, so der russische Name für den Grenzsee zu Litauen. Faszinierend, dass die Enklave Kaliningrad gleich auf der anderen Uferseite liegt.
Ich bin der einzige Gast auf dem ausgestorben wirkenden Campingplatz. Der Platz ist übersäht mit den typisch litauischen Holzfiguren sowie anderen "Kunststückchen". Etwas gruselig für die erste Nacht. Auf mich aufpassen wird ein junges, etwa 19 Jahre altes Mädchen mit ihrem bereits in die Jahre gekommenen Dackel -wie wir sehen bin ich nicht weg gekommen- zum Zeitpunkt meiner Ankunft war ich mir dessen allerdings nicht so sicher.
Am nächsten Morgen geht es bei stetigem Regen gleich weiter Richtung Ostsee gen kurischer Nehrung. Ich nähere mich ganz vorsichtig um nichts zu überstürzen und lege vorerst noch einen zwei Tages Stop in Vente, gegenüber der kurischen Nehrung am Haff gelegen, ein. Das Wetter hat sich inzwischen zum Guten gewendet und es gibt herrlichen Sonnenschein.
Der Campingplatz Ventaine ist sehr nett und ich habe das Vergnügen ein paar reizende litauische Damen kennen zu lernen, die mir die Zeit, die ich da bin ein wenig verkürzen. Lina übergibt mir zum Abschied ein Buch das ein allein Reisender vor drei Jahren dort gelassen hat. Ich bekomme noch eine kleine Widmung hinein geschrieben und verspreche ihr es an den oder die Nächste weiter zu geben, wenn ich es fertig gelesen habe.
Da das Wetter zu windig und kalt für eine Kajaktour ist erkunde ich die Umgebung mit meinem Fahrrad. Wirklich ein lauschiges Fleckchen Erde. Überall stehen die typischen Holzhäuschen. Hübsch anzusehen sind sie, wie sie sich im Winter beheizen lassen bleibt mir aber ein Rätsel.
Trotz der Einöde findet sich ein Nautrlehrpfad der sich an der Küste des Haffs entlang schlängelt. Leider sind die Infotafeln komplett auf Litauische gehalten, ich begnüge mich also mit dem schön angelegten Wanderweg, die Erkenntnisse über die heimische Natur bleiben mir leider verschlossen.
Das Wetter ist wirklich zauberhaft und die Farben wirken sehr intensiv. Wahrscheinlich kann man (ich) das auf einem Foto gar nicht festhalten...
Nach zwei Nächten geht es dann via Klaipeda auf die kurische Nehrung. Schön dass ich mich letztlich dazu entschlossen habe, denn die Wegzölle die einem abgenommen werden bis man Nida erreicht hat geben einem das Gefühl von Straßenräubern überfallen worden zu sein und wirken doch ziemlich abschreckend.
Auf der anderen Seite ist dieses Naturspektakel aber auch so schützenswert, dass das Geld gut investiert ist. Man muss ja nicht hinfahren wenn man nicht will. Der Geruch auf diesem schmalen Landstreifen ist fantastisch, von der Optik muss ich wohl nicht reden.
Noch ein paar Fotos aus Nida, viel dazu zu sagen gibt es eigentlich nicht, man muss eben am besten selber da gewesen sein.
Nach zwei Tagen mache ich mich auf den Weg nach Riga. Da ich die Straßenverhältnisse inzwischen besser einschätzen kann und mich nicht überstrapazieren möchte plane ich keine 300 km Etappen mehr ein. Bei uns wäre das bestimmt ohne Probleme zu fahren, hier werden allerdings manchmal schon 50 km zur Zerreissprobe. So plane ich einen Stop in Plunge ein.
Es ist sehr schön, deine Reise verfolgen zu können. Ich habe das Gefühl,dass ich ein Buch weiterlese, welches ich vor paar Wochen zur Seite gelegt habe. Die Hauptfigur kenne ich sehr gut, ich kann mich sofort in ihre Lage versetzen, was Sie fühlt, was Sie sieht und ich sehe es mit ihren Augen, ich spüre es, ich riche es. Nur jetzt entscheide ich nicht wie es weiter geht und wie lange ich lesen möchte,sondern Sie macht es zur einer Geschichte. Ich bin mit dir! Hab dich lieb,meine Tine!
AntwortenLöschenKurische Nehrung. ich.will.auch.
AntwortenLöschenwie atmet es sich denn nu nach so vielen kilometen?
deine upsilette