Posts mit dem Label Finnland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Finnland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 9. August 2012

Savonlinna - Kotka - Helsinki (3.8.-9.8.12)

Heute geht es nach Savonlinna. Die Umstellung vom Wasserwandermodus auf Campingplatz ist nicht ganz einfach. Plötzlich wieder so viele Leute und an Bewegung mangelt es auch sofort. Der Campingplatz von Savonlinna ist groß und ordentlich, aber irgendwie recht unpersönlich. Dafür habe ich -zumindest bei der Rezeption- endlich wieder Internet. Ist schon krass wie abhängig man ist. Ich mache also den ganzen Tag gar nichts ausser Heimreiseverbindungen und E-Mails checken. Am Vorabend war ich mit Pia und Thomas zu einem Ausflug in der Stadt und wir waren sehr lecker essen. Das sollte man in Finnland allerdings nicht zu häufig machen, es ist furchtbar teuer. Aber es war auch sehr lecker und damit sein Geld wert. Und mal wieder am Tisch sitzen, und dann auch noch bedient werden, hinterher nicht zum Küchenhaus laufen und abspülen müssen. Da werden Träume wahr...




Am nächsten Tag, die Heidelberger sind abgereist, hänge ich den ganzen Tag in den Seilen und finde heraus, dass die Fähre von Finnland nach Deutschland um die 900,- Euro kosten soll. Das ist mir mal 'ne ganze Ecke zu teuer. Als Alternative fällt mir ein, dass ich ja über das Baltikum und dann per Fähre von Lettland Heim fahren kann. Preislich wird das wohl um einiges billiger. Innerhalb eines Tages ist der neue Plan geschmiedet und eingetütet. Die Fähre nach Tallinn ist für den 9. August gebucht. Ich verabrede mich mit Ivica für das Viru Folk Festival das drei Tage lang Käsmu rockt und mache mich langsam auf den Weg nach Helsinki. Insgesamt habe ich knapp 1000 Kilometer auf Finnlands Strassen verbracht. Im Vergleich zu dem was im Baltikum an Infrastruktur vorhanden war ein Spaziergang. Auf weiten Teilen der Strecke konnte ich sogar CD hören, ohne dass sie ständig gesprungen ist. Im Baltikum geht das nur wenn man den Wagen irgendwo abstellt.




Ein Zwischenstop auf dem Weg nach Helsinki führt mich nach Kotka. Leider werde ich auch mit dieser Stadt nicht richtig warm. Alles sehr ordentlich, fast steril, zu perfekt. Die Leute in Finnland fand ich allesamt überdurchschnittlich nett, die Natur war mehr als grandios, aber mit den Städten und mir, das wird nix mehr. Ich bleibe über Nacht auf dem recht teuren Campingplatz und geniesse den Nieselregen, denn ich hab nicht den Stress irgendwas tolles machen zu müssen wenn das Wetter mies ist. Leider ist auch hier der Internetzugang im Womo nur begrenzt nutzbar. Im Vergleich zu seinen kleinen Nachbarn im Baltikum fällt Finland, was die Bereitstellung von Internet und Wifi angeht, in der Tat stark ab. Damit einher geht natürlich ein immer größer werdendes Loch im Blog... was ich verzweifelt versuche zu stopfen...




In Helsinki habe ich zwei weitere Tage eingeplant und ich schaue mir die Stadt mal unverbindlich an. Aber richtig Lust habe ich nicht und damit bleiben mir wahrscheinlich die interessanten Sehenswürdigkeiten verborgen. Ich freue mich auf Estland und auf bekannte Gesichter, die Woche vergeht schnell und am 9. August befahre ich die Fähre die mich zurück nach Tallinn bringt.

Samstag, 4. August 2012

Wasserwanderung - Alles hat ein Ende (2.8.-3.8.2012)

Da ist sie nun die letzte Etappe. 
Die Vorräte reichen noch genau für eine weitere Übernachtung, dann ist das Wasser alle und das Essen verfuttert. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so lange draussen bleibe. Aber es war einfach durchweg schön, kein Grund nach Hause zu fahren. Zum Abschluss habe ich mir nochmal die Insel vorgenommen, die der Inhaber des Hüttenhotels als besonders schön empfohlen hatte. Der Weg ist nicht sonderlich weit und ich erreiche den Platz bereits gegen frühen Nachmittag. Ich nutze den Tag um mir noch einen schönen Sonnenbrand aufzuhalsen und geniesse die Zeit, die ich alleine auf der Insel verbringe. Inzwischen bin ich ja immerhin so schlau nicht mehr anzunehmen, dass es so bleiben könnte. 



Und in der Tat... gegen nachmittag erscheinen die beiden Zwickauer mit ihrem gelben Plastikbomber in meiner Postkarten-Idylle. Ich versuche noch sie mit ein paar freundlichen oder auch nicht so freundlichen Worten zu vertreiben, aber sie bleiben hartnäckig und wolen nicht wieder weg. Ist aber auch zu schön hier. Und wie es dann ja immer so ist, tauscht man sich aus, unterhält sich fantastisch und hat einen prächtigen gemeinsamen Abend. Ein schöner Abschluss meiner Tour. Ich bekomme am nächsten morgen sogar noch meine Isomatte repariert, denn inzwischen ist es amtlich und getestet, das Ding ist nicht nur sperrig und eine große Nervensäge, es ist auch seit drei Tagen kaputt. Ich bin zwar froh, dass wir sie noch wiederbeleben können, aber ich habe nun endlich einen trifftigen Grund eine neue Isomatte käuflich zu erwerben.

Wir verquatschen den nächsten halben Tag und um eins sind wir dann alle endlich reisefertig. Das war ein schöner Abschluss für die Reise. Das letzte Knäckebrot ist geknabbert, das letzte Trinkwasser in Kaffee verwandelt, es ist Zeit nach Hause zu fahren. Nach etwa drei Stunden komme ich wieder beim Womo an. Ich bin sehr froh es wieder zu sehen, und freue mich noch viel mehr darüber, dass ich heute nacht endlich mal wieder einfach nur ins Bett gehen kann. Als erstes melde ich mich an der Rezeption zurück und kaufe ein kaltes Bier. Hmmm. Die Klamotten kommen allesamt in Quarantäne und gehen von dort aus direkt in die Waschmaschine. Alles schrecklich verräuchert und schmutzig. Dann werden Haare gewaschen und es gibt endlich eine ausgiebige warme Dusche. Schön wenn so etwas einfaches plötzlich zur absoluten Glückseeligkeit führen kann. Nun noch das Boot noch auf dem Dach verstauen und alles soweit reisefertig machen, dass ich morgen weiter fahren kann. Das nächste Ziel ist Savonnlinna.

Saimaa Wasserwanderung Tag 5-7 (31.7.-2.8.2012)

Nachdem meine Geburtstagsgäste abgereist sind, hänge ich aufgrund der Wetterlage noch ein bisschen im Zelt rum, als wieder ein Boot anlegt. Diesmal ein einsamer Nationalparkranger. Hatte er eine rote Badehose an? Leider nein, aber sie hätte ihm bestimmt gut gestanden. Aber wenn ich es genauer betrachte musste er sich wohl noch nicht mal regelmässig rasieren. Etwas zu jung für meinen Geschmack, etwas. Er nötigt mir einen "kleinen" Umfragebogen über die Ausstattung und den Zustand der Biwakplätze im Nationalpark auf, der sich dann als vierseitiges Pamphlet erweist. Ich mach mir die Mühe, aber nachdem ich dann schon mal aufgestanden bin packe ich meinen Hausstand zusammen und mache mich auf den Weg. Er hatte mich vor einem der auf der Karte vermerkten Plätze gewarnt, der aufgrund des hohen Wasserstandes überflutet war und somit ist das nächste Ziel der Reise Mäntyluoto. Merkt euch die Namen gut, ich werde sie abfragen wenn ich wieder daheim bin ;o)

Da der gestrige Tag seine Spuren hinterlassen hat, sowohl körperlich als auch katerlich, gehe ich den Tag ruhig an und setze eine kurze Tagesetappe an. Das Wetter hat sich gebessert und es besteht Aussicht auf ein bisschen in der Sonne rumfaulenzen. Als ich in der geschützen Bucht ankomme befinden sich lediglich zwei große Motorboote mit überschaubarer, verrenteter, finnischer, nicht englisch sprechender Fracht auf der Insel. Also fast einsam, auch gut. Plätze für die Zelte gibt es oben auf dem Berg, alles in allem ein sehr schöner Platz zum Verweilen. Also kurzerhand angelegt und die Sachen auf den Berg geschleppt. Es dauert nicht lange, da treffen meine Geburtstagsgäste ein. Nicht dass ich sie eingeladen hätte... aber sehr schnell wird mir ein frisch gefischter Fisch als Präsent angeboten. Was für ein Zufall... Bei meinen Gästen handelte es sich um zwei Familien mit ihren Kinder aus dem Süden der Republik.

Wir haben jede Menge Spass und ich bekomme sogar noch ein echtes Geburtstags- geschenk, eine Flasche Rotwein. Sehr lecker nach der langen Abstinenz. Hier lerne ich nun auch endlich Holzhacken. Das hab ich mich irgendwie immer nicht so richtig getraut, aber Thomas hat es mir gezeigt und seitdem geht es gar nicht mehr ohne. Das bringt den Kreislauf ordentlich in Schwung. Damit hat sich das morgendliche Ritual etwas erweitert. Ich sammle also nicht mehr nur Beeren, sondern ich hacke auch noch Holz und mache Feuer für das Kaffeewasser. Das ist eine sehr entspannende Lebensweise. Man muss gar nicht mehr soviel nach- denken, man ist schließlich rundum beschäftigt. Spass macht das aber auch nur solange man die Nahrungsmittel nicht zum Einwintern und Überleben sammeln muss. Der nächste Tag glänzt nicht mit dem besten Wetter und da wir viel Spass miteinander hatten beschliessen wir noch eine Nacht dran zu hängen. Ich nehme mir vor den Aussichts- punkt nun doch noch zu erklimmen und im Anschluss zum warm bleiben die Linnansaari Insel zu umrunden. Danach ein Bad in einer Felsbadewanne und zum Abenbrot gibt es dann Fisch.




Saimaa Wasserwanderung Finnland 2.-3. Tag (28.-30.7.2012)

Die erste Nacht habe ich gut überstanden und mich erwartet Sonnenschein zum Frühstück. Dazu einen Kaffe und zwei Bananen, wir sparen von Anfang an an den Essensrationen. Vorm Frühstück packe ich noch meinen Kram zusammen und baue das Zelt ab, dann kann ich den Tag und das Frühstück entspannter angehen. Ich starte also mit meiner Lieblingsbeschäftigung. Die beknackte Isomatte entleeren und verstauen. Ich hasse es...



Bereits gestern abend habe ich leider mit Schrecken festgestellt, dass ich einen essentiellen Reisebegleiter zu Hause vergessen habe. Da das zum Glück fast auf dem Weg liegt führt meine Route erstmal zurück zum Womo, denn eine ganze Woche ohne Zahnbürste ist absolut indiskutabel. So kann ich auch gleich prüfen ob ich den Heimweg überhaupt finden kann. Notfalls hätte ich ja noch Proviant ihn sieben Tage zu suchen.









Mein heutiges Tagesziel ist die Linnensaari Insel. Es ist recht windig und das von vorne, aber der Weg ist ja das Ziel und ich bin nicht zum Kilometer machen unterwegs. Die Landschaft spricht für sich, für mich ein kleines Paradies. Weit und breit wieder keine Menschseele zu sehen. Das wird sich wohl spätestens gegen abend auf dem Zeltplatz ändern. Zehn Minuten nach meinem Eintreffen kommen auch meine beiden Freunde vom Ausgangs-Campingplatz an und wir schlagen unser Nachtlager auf. Am Abend sitzen wir zusammen mit ein paar freundlichen Finnen ums Lagerfeuer. Unter ihnen auch Timo, der gerade für vier Wochen zu Besuch in der Heimat ist. Er lebt und arbeitet seit acht Jahren in Bangkok. Als er das sagt kann ich sofort den thailändischen Singsang Tonfall aus seinem Englisch heraus hören. Es wird ein toller Abend, passend zum bezaubernden Sonnenuntergang.

Ich habe wie ein Baby geschlafen und bin etwas verwirrt als Astrid am nächsten morgen berichtet es hätte geschüttet wie aus Eimern und kräftig gedonnert. Da hab ich ja nichts wirklich wichtiges verpasst. Zum Frühstück gibt es das gute lettische Porridge und ich sammle mir eine große Hand voll Blaubeeren zusammen, die hier in rauhen Mengen den Boden bedecken. Sehr lecker, daran kann ich mich gewöhnen. Muss ich wohl auch, viel anderes zur Auswahl hab ich ja nicht dabei.

Der Tag scheint schlechtes Wetter zu bringen, zumindest macht es den Eindruck als würde sich ein Gewitter zusammen brauen. Es ist etwas schwül und ein paar neu angereist Segler haben sich aufgrund der Wetterlage extra in unserer geschützten Bucht verkrochen und teilen ihren Wetterbericht mit uns. Die Aussichten sind nicht allzu gut und Christoph und ich bauen einen kleinen Regenunterstand, damit wir den Tag nicht hockend im Holzlager verbringen müssen.








Aber ausser ein paar kleinen Schauern, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, passiert erstmal nicht viel. Trotzdem haben wir alle beschlossen das Gewitter abzuwarten und kommen zu dem Schluss, dass wir eine Nacht dran hängen. Bei Gewitter auf dem Wasser ist wirklich nix was man haben muss. Und die Anlegestellen sind ja doch abgezählt, sodass man im Notfall eben nicht irgendwo mal schnell raus kann.

Auf der anderen Seite der Insel ist ein richtiger Campingplatz und da ich Bewegung brauche mache ich mich auf den Weg ein paar Bierdosen für uns drei zu erlegen. Nach einer knappen Stunde bin ich da. Die Preise ziehen mir die Schuhe aus, aber wer braucht schon Schuhe in einem Boot. Ich handle noch einen kleinen Rabatt raus und fahre mit fünf Bierdosen im Gepäck eine Stunde um die andere Seite der Insel zurück. Herrlich erfrischend so ein Bier bei den schwülen Temperaturen, zum Glück ist es noch kalt als ich ankomme. Das Gewitter ist irgendwie ausgeblieben und hat heisse Fönluft hinterlassen, aber es war trotzdem ein sehr schöner Tag.

Gegen abend fällt eine Horde verrückter Russen ein. Ich hatte sie bei meiner Inselumrundung bereits gesehen und angefangen zu beten, dass sie sich ein anderes Plätzchen zum übernachten suchen, aber ich hab wohl nicht genügend Inbrunst in meine Bitten gelegt... Sie reisen mit zwei Faltkatamaranen an, sowas hat die Welt noch nicht gesehen und ich ärgere mich gerade sehr, dass ich kein Foto geschossen habe. Die eine Hälfte ist eigentlich schon ziemlich voll als sie festmachen, die andere Hälfte bemüht sich redlich den Pegel einzuholen. Der eine hat eine Klampfe dabei und die andere kann nicht gut, aber dafür besonders laut singen, ein perfektes Duo!?! Es hätte so schön sein können.

Aber dafür war es witzig, sehr witzig. Gegen Mitternacht sitzen wir alle zusammen am Feuer und haben jede Menge Spass. Mittendrin statt nur dabei...die armen anderen Übernachter, also ohne mitmachen und hinterher Ohropax war das bestimmt eine ziemlich grauenhafte Nacht.

Tine, wo bist du jetzt...? (27.-28.7.2012)

Diese fünf Worte sollten für die nächste Zeit mein Mantra werden... Es gab kaum einen wachen Moment in den letzten acht Tagen, in denen ich mir diese Frage nicht gestellt hätte... Linnansaari Nationalpark Kajaking...super Idee...


Also das war so...

Als ich in Varkaus bezüglich meiner Wasserwandertour nicht fündig geworden bin habe ich mich in Richtung Südfinnland, Porosalmi, auf den Weg gemacht. Irgendwann kam ein Schild mit dem Hinweis auf einen Campingplatz und ich bin einfach abgebogen um mir das genauer anzusehen. Ein sehr lauschiges Örtchen erwartet mich nach einer Fahrt auf drei Kilometern Schotterstrasse durch den Wald, das Rantasalmi Lymäkyla oder so ähnlich heisst. Dort habe ich die ersten Deutschen, die auch mit Kajak auf dem Dach reisen, getroffen. Nach dem Verlassen des Baltikums wurde die Anzahl der anzutreffenden Bundesbürger schon recht spärlich. Es verläuft sich wohl in den Weiten Finnlands doch etwas mehr.


Das Wetter ist klasse und nach dem Provianteinkauf ist für den Abend alles bereit zur Abreise in die Saimaa Seenlandschaft. Ausgelegt sind die Vorräte für 8 Tage, früher zurück kommen kann man ja jederzeit. Da es hier so lange hell ist lasse ich mir Zeit mit den Vorbereitungen und steche schließlich erst abends um sechs in See. Das Kajak ist vollgestopft bis unter den Rand und ich kriege es kaum ans Wasser, aber ich gehe davon aus, dass ich unterwegs nichts einkaufen kann, also muss ich alles mitschleppen was ich so brauchen könnte. Freundlicherweise haben mir meine Nachbarn den Bootswagen ausgeliehen, sonst hätte es nie geklappt.





Kaum fahre ich aus dem kleinen Sund, an dem der Campingplatz liegt, raus, breitet sich eine großartige Seen- und Inselwelt vor mir aus. Toll, endlich unterwegs und schon bald werde ich auf einer einsamen Insel mein Zelt aufschlagen. Fühlt sich sehr abenteuerlich und extrem verwegen an.



Als ich dann jedoch grad ein Stück aus der Bucht heraus gepaddelt bin erscheint ein großes Fragezeichen in meinem Kopf. Ich hab zwar eine gute Karte, aber dafür sieht alles um mich herum gleich aus, irgendwie. Grün und Insel... und Inseln und grün. Also peile ich erstmal die besonders sehenswerten Stellen an (denke ich) die man mir als Empfehlung mit auf den Weg gegeben hat, der Rest ergibt sich dann bestimmt von selbst.



Die Landschaft ist ein Traum, man kann es schwer beschreiben, man muss dabei gewesen sein. Dann will ich den ersten Übernachtungsplatz ansehen, der eine besonders tolle Aussicht haben soll und der ist gar nicht da wo ich ihn vermute... Lost, krass, und nun? Tine, wo bist du jetzt..? 


Nun denn, immer schön weiter paddeln, findet sich schon irgendwo ein Plätzchen zum schlafen. Nach ein bisschen suchen habe ich dann die Route wieder zu fassen gekriegt und erreiche recht erschöpft den ersten Biwakplatz. Rappelvoll, geht ja gar nicht. Wo zum Teufel kommen die alle her? Hier geht es schließlich um Abenteuer und einsame Inseln und so... Also weiter gepaddelt. Nächste Insel angepeilt. Irgendwo wird sich schon ein bisschen Einsamkeit finden lassen. Nur nicht zu schnell aufgeben.



Hirvisaari, der zweite Versuch, auch besetzt, Familie mit Kind und auf der anderen Inselseite ein weiteres Kajakpärchen am Feuer sitzend. Hier kann ich also auch nicht bleiben. Komisch, die ganze Zeit sieht man niemanden und dann sowas. Inzwischen bin ich echt fertig, sowohl körperlich als auch mit den Nerven. Ich will meine einsame Insel und ein bisschen Angst haben vorm einschlafen und zwar dalli. Aber auch Platz Nummer drei, Myhkyrä, ist bereits bewohnt. Inzwischen ist es nach zehn und es fängt an zu Dämmern. Ich hab keine Wahl, ich schlage meine Zelt auf und setz mich zu den Finnen ans Feuer. Deren Englisch ist nicht besonders flüssig, aber wir haben trotzdem viel Spass und um Mitternacht springen wir tatsächlich noch ins Wasser und schwimmen eine Runde. Man schlaf ich gut heute Nacht.


Freitag, 3. August 2012

Zivilisation

Sie hat mich zurück...

Ich bin heil und in einem Stück aus dem Linnansaari Nationalpark zurück gekommen. Wie erwartet...ausführliche Berichte gibt es später, jetzt muss ich mich erstmal wieder akklimatisieren.




Schön war es.

Danke an alle die an mich gedacht haben bzw. versucht haben mich zu erreichen. Ich konnte leider nicht telefonieren, da mein Handy die einzige Verbindung zur Außenwelt  war und ich den Akku schonen musste für den Fall der Fälle.


Aber wie gesagt, später mehr und ausführlicher.

xxx Tine


Mittwoch, 25. Juli 2012

Finland, gen Osten

Jetzt bin ich also wieder unterwegs.

Von Lahti habe ich es bis Jyväskylä geschafft. Alvar Aalto hat in dieser Stadt gewirkt und ich werde in seinem Museum mal wieder ein wenig Kultur einstreuen. Die Stadt an sich ist hübsch, aber nicht aussergewöhnlich. Milka hat mir in sehr guten deutsch alle Sehens- würdigkeiten genannt und ich muss mich nur noch entscheiden. Zum Über- nachten fahre ich eine ganze Weile aus der Stadt raus, dafür ist es günstig. Ist ja nur für eine Nacht. Das Wetter ist nicht so doll, also verpasse ich auch nichts wenn ich zu Haus bleibe. Am nächsten morgen geht es dann gleich ins Alvar Aalto Museum. Recht informativ und ganz schön gemacht, aber eher klein für einen verwöhnten Großstädter wie mich.




Danach gleich weiter nach Varkaus, noch eine Nacht muss ich hier nicht bleiben. Also so etwa 150 km weiter und ich bin in Varkaus, ein potentieller Startpunkt für meine Wasserwandertour. Aber bevor ich mich ins Zentrum des Geschehens begebe komme ich am Museum der mechanischen Musikintrumente vorbei. Es wurde in zwei Publikationen erwähnt und ich werfe einen Blick hinein. Die nächste Führung beginnt in 20 Minuten und der Initiator der Sammlung begrüßt mich vor dem Haus persönlich. Die Vorstellung die Jürgen K., der vor 31 Jahren nach Finland ausgewandert ist, gibt, ist durchaus erlebenswert. Mit sehr viel Elan gibt es eine zweisprachige Führung finnisch/deutsch durch das Sammelsurium an skurilsten mechanischen Instrumenten. Die eine oder andere politische Anspielung spickt den Vortrag und sorgt für allgemeine Erheiterung.




Eigentlich wollte ich zur Feier der 9ten Reisewoche schön essen gehen, aber Varkaus ist wohl nicht der rechte Platz für Unternehmungen dieser Art. Auch Herr Kempf ist etwas ratlos als ich ihn nach einer geeigneten Speisemöglichkeit frage, es soll wohl nicht sein. Dann geht es aber auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit.  Der Campingplatz liegt leider wieder ziemlich weit ausserhalb und ist recht teuer, wie fast alle CP´s in Finnland. Dafür ist die Dame an der Rezeption sehr hilfsbereit. Das Wetter ist wieder nicht berauschend, ich bin inzwischen ziemlich verwöhnt, und ich setze mich mit dem Rechner und einem vergoldeten Bier (bei dem Preis muss es das sein) noch für ein Weilchen auf die überdachte Terrasse um den schrecklichen finnischen Karaoke Gesängen zu lauschen, denn wie jeden Mittwoch gibt es einen bunten Abend im Restaurant und die Finnen feiern ausgelassen zu den schrägen Gesängen. Zeit ins Bett zu gehen.

3 Schanzen Lahti


Ich erreiche den Mukkula Campingplatz gegen mittag. Vorher habe ich noch einen riesigen Prisma Supermarkt nach Käsechips durchkämmt, aber außer einem neuen Grill aus dem Sommerschlußverkauf und diversen anderen Dingen die die Welt nicht braucht bin ich nicht fündig geworden.




Der Campingplatz hat eine traumhafte Lage, direkt am See. Ich suche mir das schönste Fleckchen aus, denn es ist schnell klar, hier bleibe ich ein paar Tage, mein Boot muss ins Wasser und ich sowieso. Schnell sind hilfsbereite Nachbarn gefunden und das Boot liegt schonmal am Wasser. Das Ufer ist zum Teil sehr steinig und obwohl ich das Boot inzwischen schon durch Sand und Gras und was weiss ich was gezogen habe gruselt mich die Vorstellung was es mit meinem Unterboden machen wird. Aber es alternativ auf dem Dach zu lassen und erst nach der Reise wieder abzunehmen macht auch keinen Sinn, also Augen zu und durch. Da Sigrid nicht vor sechs kommen wird mach ich mich auf einen ersten kleinen Törn. Nach der Ostsee und dem Peipsijärv fühlt sich der See wie eine Badewanne an. Ich bin schon recht abgehärtet was Wind und Wellengang angeht und geniesse die Fahrt. Nach etwa 2 Std. bin ich zurück, gönne mir ein Bier und setze mich auf mein lauschiges Plätzchen am See um auf Sigrid zu warten. Gerade als mein Bier alle ist kommt sie um die Ecke. 




Sie baut ihr Zelt auf und wir schmeissen den Grill an. Grillen ist doch was schönes. Endlich mal wieder ein Stück Fleisch zum Essen. Meine Nachbarn haben mir einen Sonnenuntergangs Paddeltrip ans Herz gelegt und nach dem Essen fahre ich so gegen 22 h nochmal wieder raus. Unvergesslich.



Der nächste Tag hat auch wieder tolles Wetter sodass Sigrid die Stadt alleine erkunden muss, denn ich will erstmal wieder mit dem Boot los. Man weiss ja nie wie lange sich das Wetter hält. Ich bin gute 3 Std. unterwegs und schaue mir Lahti schon einmal von der Seeseite aus an.


 

Später treffen wir uns noch mit den Fahrrädern im Hafen, es sind nur etwa 3,5 km und zum gucken gibt es ein Beachvolleyball Turnier. Gegen Abend wird es etwas frisch und wir sitzen zum Essen drinnen. Es ist gut wenn man die Wahl hat und nicht gezwungen ist bei jedem Wetter draußen zu hocken. 




Sigrid reist am Montag ab und ich nutzen den schönen Tag um den nord-ost Zipfel des Vesijärvi zu erkunden. Nach den 4,5 Stunden Sonne und paddeln bin ich echt kaputt und mache nicht mehr viel. Lahti erkunde ich am Dienstag, ich muss ja noch ein paar Sachen für die Wasserwanderung auftreiben.


Niemals!
Da runter..?




















Da das Einkaufen mich so erledigt hat schaffe ich die Sprungschanzen am Dienstag nicht mehr und verschiebe sie kurzerhand auf Mittwoch morgen. Ich kann sie ja auch noch vor meiner Abreise nach Jyväskylä mit dem Alvar Aalto Museum besichtigen.

Freitag, 20. Juli 2012

Stadtflucht

Abends 22.00h in Lahti, Finnland...

Was kann es schöneres geben...

...als einen kleinen, nächtlichen...

...sonnenuntergangs Paddeltörn..?
Einen herzlichen Dank an die Fotografin, ohne die diese Bilderwohl nicht möglich gewesen wären :o)

Helsinki und weg...


Anreise per Fähre aus Tallinn
 
Helsinki ist eine wirklich schöne Stadt...zumindest soweit ich das beurteilen kann. Ich hatte ja so gar keine Vorstellung von Finnland, man hört ja zu hause auch eher gar nix von diesem Land. Sehr merkwürdig eigentlich. Wahrscheinlich aufgrund von Vorurteilen vorzeitig von der Liste der in Frage kommenden Urlaubsländer gestrichen.

Helsinkis Wasserseite

Da ich ja als eine der ersten auf die Fähre gefahren war, durfte ich natürlich auch als erste wieder runter. Das wäre mir dann fast zum Verhängnis geworden. Die Überfahrt glänzte mir herrlichem Wetter und ich habe die zwei Stunden dauernde Reise auf dem Sonnendeck verbracht. Winddeck wäre vielleicht der passendere Name gewesen. Kurz vor der Ankunft noch eben aufs Klo und dann wieder hoch um ein paar Fotos von Helsinkis Wasserseite zu schiessen. Das Gedränge ist groß, auch andere Passagiere machen diese Reise wohl zum ersten mal.




Ich finde es hat sich unbedingt gelohnt, seht selbst...naja. Hinterher weiss man immer mehr. Jetzt aber schnell runter zum Womo, wir sind da... Denkste, Treppenhaus verstopft, da der Fussgängerausgang irgendwo auf der sechsten Etage liegt. Der Kampf beginnt... ich muss von Deck neun runter auf Deck drei. An ein nach vorne kommen ist auf den oberen Etagen grad nicht zu denken. Als ich endlich unten angekommen bin muss ich mich noch durch alle Lkw´s schlängeln die den Bauch der Fähre verstopfen, fast wie bei uns auf der Autobahn. Wie gut, dass ich grad ein bisschen abgenommen habe. Als ich mein Womo endlich erreiche blitzen mir auch schon die ersten Sonnenstrahlen entgegen, denn der Bug öffnet sich bereits. Das war verdammt knapp. Wie knapp wird mir zum Glück erst hinterher klar, was hätte ich mich bestimmt schrecklich gestresst und doch nix ändern können.

Der Weg zum Campingplatz führt mich direkt durch Helsinkis Innenstadt und ich bekommen gleich einen ersten Eindruck, dazu noch bei Sonnenschein. Wirklich hübsch und sehr lebendig. Und trotzdem...mir ist nicht nach Stadt...die Woche in Tallinn hat mir gereicht, ich will in die Natur. Wundere mich über mich selbst, aber ich lass mal laufen und schaue was kommt.


Ich sehe noch recht entspannt aus, gell?
Die Rastböle (ein tolles Wort, finde ich) im Osten Helsinkis empfängt mich mit einem großen Schild auf dem steht, dass sie „fully booked“ sind. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es nur zur Dekoration aufgestellt ist und bekomme einen Platz in meiner Sardinenbüchse zugeteilt. Die ganze Anlage ist sehr ordentlich und gepflegt, aber zu den gesalzenen Preisen die in Finnland herrschen, an die ich mich ja erst noch gewöhnen muss, kommt hier auch noch die Enge und da habe ich wirklich keine Lust drauf. Die nahegelegene S-Bahn die mich in ca. 20 Minuten in Helsinkis Innenstadt bringen soll ist bis Sonntag ausser Betrieb und es gibt Schienenersatzverkehr. Schon beim andocken ist klar, ich bleibe maximal eine Nacht, ein neues Ziel muss her, sofort.




Da ich mit Sigrid verabredet hatte, dass die Erste die in Helsinki ist Meldung macht, setze ich eine sms ab. Allerdings gleich mit der Info, dass ich leider nicht hier bleiben kann. Sigrid meldet, dass sie es frühestens morgen schafft mich zu treffen. Ich schlage Loviise als Treffpunkt vor, sie schickt Lahti ins rennen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte entscheide ich mich für Lahti, da es an einem riesigen See liegt. Somit verabreden wir uns zum grillen für den nächsten Abend in Lahti auf dem Mukkula Campinplatz. Die Entfernung ist etwa 100 km, das ist gut zu schaffen.




Ich gehe noch meinen ersten finnischen Supermarkt erkunden, eine meiner absoluten Lieblingsbeschäftigungen auf Reisen. Die Preise hier sind auch nicht ohne, Bier kostet um die 2,- Euro. Zu meinem allergrößten Schrecken finde ich jedoch heraus, dass es keine Chips mit Käsegeschmack gibt. Damit fällt die Chips & Bier Diät flach mit der ich größte Erfolge verbuchen konnte. Ich könnt heulen. Aber vielleicht gibt es ja auch nur in Helsinki keine Käsechips, ein Wunschtraum. Wie ich schon bald leidvoll erfahren werde, gibt es auch in keinem anderen finnischen Supermarkt Chips mit Käsegeschmack, aber dazu später mehr.